Stefan Rieder, Mitarbeiter des Projekts am Lehrstuhl von Prof. Dr. Robert Franz, liefert mit seinen Ergebnissen interessante Einblicke in den möglichen Ausbau von Solarstromanlagen auf den Dächern der Stadt.
Auf Basis von 3D-Daten wurde jedes eingemessene Gebäude im Stadtgebiet auf seine Eignung für Solarstromanlagen untersucht. Dabei berücksichtigt wurden nicht nur die individuellen Dachformen, sondern auch Verschattungen aufgrund von Vegetation, benachbarten Objekten oder Dachaufbauten.
3.304.000 m² für die Erzeugung von Solarenergie geeignet
Neben den benötigten Daten zu individuellen Gebäuden, die in dem Teilprojekt Solar Potentials Analytics (SPA) genutzt werden, liefert die 3D-Analyse auch interessante Potentialstatistiken des Stadtgebiets:
Von den insgesamt rund 47.000 untersuchten Gebäuden sind 20.000 Gebäude (ca. 42%) für die Erzeugung von Solarstrom geeignet. Berücksichtigt werden muss die Tatsache, dass die meisten Garagen und eingemessenen Gartenhütten schon aufgrund ihrer fehlenden Größe ungeeignet sind. Dennoch sind auf den Dächern Brandenburgs 3.304.000 m² für die Erzeugung von Solarenergie geeignet (51 % Geneigte Dächer; 49 % Flachdächer).
Die maximal installierbare Leistung (in kWp - Kilowatt peak) auf den Dächern der Stadt Brandenburg an der Havel wäre 345.359 kWp. Die Aufteilung in Dachneigung und Eignungsklasse ist der Abbildung zu entnehmen. Nur knapp 25% der möglichen Leistung entfallen auf die Flachdachflächen, bilden aber rund 50% (genau 49 %) der Fläche der geeigneten Dächer. Dies resultiert aus der notwendigen Aufständerung der Solarstromanlagen auf diesen Flächen. Durch Wartungsgänge und Abstände, welche die Selbstverschattung der Anlage minimieren sollen, ist bei einer Aufständerung gen Süden nur rund ein Drittel der Fläche nutzbar. Höher wäre der Flachdachanteil der installierbaren Leistung, würde eine Ost-West – Konfiguration angenommen werden.
Ein Stromertrag von 289.000 MW sind möglich
Mit der angenommenen Aufständerung bei Flachdächern gen Süden liegt die Summe des möglichen jährlichen Stromertrags aller Dachflächen bei 289.000 MW. Dies entspricht einer bilanziellen Versorgung von 192.667 Bürgern (bei Annahme eines Verbrauchs von 1500 kWh/Jahr und Bürger). Nimmt man diesen Vollausbau des Potentials an, so ließen sich pro Jahr etwa 133.000 Tonnen CO2 einsparen. Ein Blick in das Anlagenregister der Bundesnetzagentur (BUNDESNETZAGENTUR 2018, Stand 07/2017) zeigt, dass in den Postleitzahlgebieten der Stadt Brandenburg an der Havel (14770, 14772, 14774, 14776) 399 Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung von 139.891 kWp Nennleistung installiert sind. Dass von dem oben genannten Gesamtdachpotential lediglich 2,4% genutzt werden zeigt, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, um einen weiteren Ausbau zu forcieren.
Zukünftig wären Daten für das ganze Bundesland Brandenburg wünschenswert. In anderen Bundesländern (Berlin, Nordrhein-Westfalen und Thüringen) werden sämtliche Geodaten bereits seit längerer Zeit öffentlich und kostenfrei als Open Data bereitgestellt.
Weitere Informationen zu den beiden Teilprojekten finden Sie auf der Projektwebseite „PreLytica“.
Technische Hochschule Brandenburg
Die 1992 gegründete Technische Hochschule Brandenburg ist eine moderne Campushochschule mit Sitz in Brandenburg an der Havel, direkt vor den Toren Berlins. Das Lehr- und Forschungsgebiet der Hochschule erstreckt sich über die Fachbereiche Informatik und Medien, Technik sowie Wirtschaft – zunehmend auch in berufsbegleitenden und dualen Formaten. Die rund 2.600 Studierenden werden derzeit von 67 Professorinnen und Professoren betreut. Alle Studiengänge werden mit den internationalen Abschlüssen Bachelor oder Master angeboten.
Mehr Informationen unter www.th-brandenburg.de